Wenige Stunden vor Prozessbeginn gegen einen mutmaßlichen Unterweltchef in den Niederlanden haben sich vor dem Gericht mehrere Explosionen ereignet. Der Anwalt des verurteilten Entführers Willem Holleeder sagte am Montag vor Journalisten, er sei überzeugt, dass sein Mandant nichts mit den nächtlichen Explosionen zu tun habe. Verletzt wurde niemand; es entstand aber großer Schaden am Gerichtsgebäude. Während die niederländischen Medien von einem Anschlag sprachen, gab es dafür zunächst keine offizielle Bestätigung. Das Verfahren gegen Holleeder sollte dennoch beginnen, wie ein Polizeisprecher sagte. Es werde in ein anderes Gericht verlegt.
Die Explosionen ereigneten sich gegen 03.00 Uhr nachts vor dem "Bunker", wie das Hochsicherheitsgericht im Amsterdamer Vorort Osdorp auch genannt wird. Das erste Stockwerk des Gebäudes wurde beschädigt; etliche Scheiben barsten.
Vor dem Gericht sollte der Prozess gegen den mutmaßlichen Chef einer kriminellen Bande und fünf seiner mutmaßlichen Mittäter beginnen. Holleeder alias "Die Nase" hatte elf Jahre lang im Gefängnis gesessen, weil er 1983 den Brauereierben Freddy Heineken entführt hatte. Nachdem er 1992 aus dem Gefängnis freigekommen war, soll er einer der einflussreichsten Bandenchefs in der Amsterdamer Unterwelt geworden sein. In den vergangenen Jahren sollen Holleeder und seine Komplizen vier Geschäftsleute aus dem Immobilienbereich erpresst und einen von ihnen ermordet haben. Mit einem Urteil wird Ende Juni gerechnet. Ich denke, dass "die Nase" in Zukunft nur noch gesiebte Luft atmen wird...